Freitag, 27. September 2019

Meine Erfahrung mit dem Stillen- Leserwunsch der lieben Sara

Schon vor einiger Zeit, hat sich die liebe Sara gewünscht, dass ich meine Erfahrung zum Stillen erzähle.
Ich habe den Post vor mich her geschoben (ich gestehe es!) denn dieses Thema ist sehr kontrovers und wird immer wieder emotional extremst behaftet.


Um auf Saras Frage zu antworten:
 

Ich habe mein Baby drei Monate versucht zu stillen, bzw. hat er drei Monate Muttermilch bekommen, aber ich musste die ganze Zeit beifüttern. Da er die Brust aber eher nicht wollte, habe ich schließlich nur noch die Flasche gegeben. Ich hatte einfach nicht genug Milch, der Hunger war größer, als das Angebot :-D 
Ein paar Mal konnte ich erfolgreich stillen, aber leider waren die paar Mal die einzigen Male. Und satt wurde er leider auch nicht, er hat immer noch nach einer Flasche geschrien.

Manchmal passiert so etwas wegen einem Kaiserschnitt, oder weil der Milcheinschuss einfach zu lange dauert und im Krankenhaus Milch gefüttert wird. So wie in meinem Fall. Ist einfach blöd gelaufen. 

Nun ist er 13 Monate alt und trinkt nur morgens eine Flasche Milch und manchmal nachts wenn er Durst hat und wach wird, ansonsten isst er Brei und bei uns mit  
Er isst total gerne Brot mit Frischkäse, Gemüse, Fisch, Fleisch und Obst, wenn es weich genug oder klein genug portioniert ist. Er liebt selbst gekochte Suppe und Spagetti Napoli und Bolognese, auch Müsli mag er total gerne und trinkt dazu Wasser oder ungesüßten Tee.



Ich bin natürlich weder eine Ärztin, noch eine Hebamme. Fragen zur Ernährung eures Babys müsst ihr immer und unbedingt mit dem Kinderarzt besprechen!


Aber ich habe trotzdem einen kleinen Einblick in die "Welt des Stillens" erhalten, daher kann ich ein wenig darüber berichten :-)

Zunächst:
Wenn ihr könnt, ist es definitiv besser für euer Baby, wenn es gestillt wird. Muttermilch ist die optimale Ernährung für euer Baby, deswegen habe ich mich auch Monate lang erst mit Stillversuchen gequält und schließlich auf eine Milchpumpe und dann auf die Flaschennahrung umgestellt.
Muttermilch ist extra für das Baby von eurem Körper hergestellt, sie ist allergenarm, besteht aus körpereigenem Eiweiß und besitzt wertvolle Antikörper.

Ich bin also PRO STILLEN, aber absolut GEGEN STILLDRUCK. 

Ihr müsst wissen, was für euren Körper das Beste ist und für euer Baby, lasst euch nicht unter Druck setzen oder einschüchtern weil ihr denkt, ein Baby MUSS an der Brust ernährt werden! Manchmal geht es einfach nicht, das ist auch ok und ihr seid deswegen weder eine schlechte Mutter, noch wird euer Baby deswegen krank oder schlecht ernährt. 

Nicht jede Frau muss stillen, aber jede sollte es zumindest in Erwägung ziehen und auch versuchen. Oder zumindest dem Baby das wertvolle Kolostrum geben, denn dies ist die "Grundausstattung" für den so wichtigen Nestschutz. Dies tritt in geringen Mengen als dickliche Vormilch aus der Brust, bevor die tatsächliche Milch einschießt.



Die Vor- und Nachteile des Stillens

Muttermilch ist die beste, weil optimal verträgliche, gesündeste, körpereigene und allergenärmste Ernährung für das Baby.
Daher empfiehlt die WHO, es sollte so lange wie möglich gestillt werden. Dies ist auch meine Meinung und wenn mich jemand fragt, ob Brust oder Flasche, sage ich immer direkt: 
Versuch unbedingt zu stillen. Es wird höchst wahrscheinlich alles bestens klappen, aber falls nicht, ist es eben so und wirklich kein Drama. Hier ist noch kein Baby verhungert :-)



Die Vor und Nachteile des Stillens
Vorteile

Nachteile
Immer mit dabei- man braucht keine Thermoskannen, kein Milchpulver, keine Milchfläschchen, keinen Sterilisator.

Milcheinschuss kann ein paar Tage dauern, es ist eventuell nicht sofort nach der Geburt Milch da.

Immer perfekt temperiert und in der Konsistenz und Zusammensetzung, die das Baby in seinem jeweiligen Alter braucht.

Die Mutter muss weiterhin auf ihre Ernährung achten, Koffein und Nikotin darf unmittelbar vor dem Stillen nicht konsumiert werden (teilweise auch bis zu einigen Stunden davor). Auch Alkohol darf nicht vor dem Stillen getrunken werden, dieser geht wie Nikotin und Koffein in die Muttermilch über. Auch diverse Medikamente und Drogen gehen in die Muttermilch über.

Muttermilch verhindert Allergien und Koliken.

Wenn es so einfach wäre, dann wäre wohl niemand mehr allergisch heutzutage und Koliken hätte auch kein Baby mehr. 

Aussage unseres Allergologen, unserers Kinderarztes UND meines Frauenarztes: Gestillte Kinder haben nicht weniger Allergien als mit Flaschennahrung ernährte (*Schepper, Weltbild zerbrochen?*). Es hängt mit der genetischen Veranlagung zusammen, aber Allergene in der Milch (egal, ob Muttermilch ODER Fläschchen) können zur Ausbildung von Allergien durchaus beitragen, wenn bereits eine genetische Veranlagung dazu besteht. Daher ist die Muttermilch die deutlich empfehlenswertere Variante.

Hier könnt ihr nachlesen:

Allerdings ist Muttermilch, da sie körpereigenes Eiweiß und Allergene in geringen Dosen enthält am verträglichsten und wird ausdrücklich empfohlen, denn so wird das Allergierisiko für allergiegefährdete Babys möglichst gering gehalten.
https://www.dha-allergien.de/ernaehrung.html

Gestillte und mit Flaschennahrung ernährte Babys können Koliken haben- diese schmerzhaften Blähungen entstehen, weil Gasbläschen im Darm bestehen die nicht hinauskommen. Sprich, weil der Darm arbeitet und sich entwickelt (die Koliken kommen auch -wenn sie kommen-erst nach einigen Wochen,  nicht direkt am Anfang). Unsere Kinderärztin hatte uns ein paar Medikamente gegeben, die auch super geholfen hatten. Ansonsten muss man mit dem Mausi zusammen einfach da durch, sie sagte, Koliken wären nicht ungewöhnlich. Es wäre eher ungewöhnlich, wenn das Baby keine hätte (naja. Ich sehe das etwas anders.)
Ich persönlich glaube,  dass bei einer Unverträglichkeit der Nahrung die Koliken schlimmer ausgeprägt sein können. Es gibt Babys,  die keine Muttermilch vertragen, genauso, wie keine Kuhmilch. Aber auch von Kind zu Kind: ich kenne Brust- und Flaschenkinder mit Koliken. 
Nach ca 3-6 Monaten arbeitet der Darm dann richtig und die Koliken sind von heute auf morgen weg :) die Flaschennahrung  ist bis heute geblieben, die Koliken waren nach 6 Monaten bei uns komplett weg.

Kuscheln, Nähe- es gibt kaum eine kuscheligere Situation, als wenn gerade ein Baby gestillt wird.

Die Mutter muss ständig anwesend sein, denn schließlich kann der Mann nicht stillen und unter Umständen nimmt das Baby auch kein Fläschchen und vom Vater eventuell auch nicht, weil es sehr an die Mutter gewohnt ist (eine Freundin von mir hatte nämlich diese Situation). Eine andere Freundin von mir, hat 10 Monate gestillt und hat nicht eine einzige Minute alleine das Haus verlassen können- denn ihr Baby hat keine Flasche genommen.

Und kuscheln und Körpernähe gibt auch die Flasche, es entfällt zudem der "Stress", ein schreiendes Baby optimal an die Brust zu legen, so dass es trinken kann. Manchmal klappt das nicht sofort, das muss sich einpendeln. Andererseits muss auch eine Flasche erstmal gemacht werden :-)

Stillen fördert unter anderem die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt und die Brust gewöhnt sich schnell ans Stillen.

Stillen kann zu wunden/ entzündeten Brustwarzen führen und zu einer sehr schmerzhaften Brustentzündung, die mit Antibiotika behandelt werden muss.
Aber ja, die paar Male wo ich gestillt habe, hat die Gebärmutter stark gezogen und ich konnte die Rückbildung- schmerzhaft- spüren.

Es gibt verschiedene Stillpositionen.

Wenn man die Position nie wechselt, wird die Brust unter Umständen nicht optimal entleert.

Gestillte Kinder machen seltener ein großes Geschäft in die Windel.

Ob das so ein Vorteil ist?? :-D
Kann ich nicht bestätigen weil ich es schlichtweg nicht weiß, aber aus Erzählungen: die Babys von Freundinnen, die stillten, machten alle paar Tage groß in die Windel.

Stillen ist überall möglich, auch wenn man unterwegs ist.

Heutzutage würde es einen Shitstorm sondergleichen geben, wenn eine stillende Frau nicht überall stillen dürfte. ABER: es gibt überall so viele Gaffer, selbst mit einem Stilltuch gucken manche sehr unverschämt.

Wer stillt kann mit der richtigen Ernährung ganz schnell ein paar Pfunde verlieren. Wer nicht auf die Ernährung während des Stillens achtet, behält die Extrapfunde. 

Die Hebamme im Kurs hat uns "vorgewarnt":
"Schläft euer Baby im Beistellbett neben euch, werdet ihr schonmal vom Schmatzen wach, denn das Baby RIECHT die Brust wegen der Muttermilch. An Schlaf ist dann kaum zu denken."
Einfach mit dem Partner die Seite tauschen :D
Ich wurde auch gelegentlich vom Schmatzen wach (tatsächlich), denn die Brust riecht einfach nach Milch und tropft auch, wenn das Baby nah ist oder weint. Auch, wenn es die Flasche bekommt.


Und dann gibt es da noch eine etwas "fanatischere" Seite, nennen wir es mal vorsichtig so.




Als Frau wird man bedrängt, zu stillen. Stillgruppen, Stillberaterinnen, Vereine, dutzende Bücher und Artikel suggerieren eine "Pflicht" zu stillen- zeigen aber auch, dass es Bedarf an Hilfe und an Beratung gibt. Denn Stillen ist Übungssache und muss geübt werden- von Mutter und Baby. Es muss sich einpendeln.



Nicht jede Frau kann oder darf stillen- auch nicht jede will das. Berufliche Verpflichtung, Erkrankungen, geplante Operationen etc sind Gründe, die gegen Stillen sprechen.
Es gibt Frauen, die produzieren nicht genug Milch, so dass beigefüttert werden muss. Es ist nicht ohne weiteres sicher, dass das Baby tatsächlich an der Brust satt wird, weil man nicht erkennen kann, wie viele Milliliter tatsächlich getrunken wurden.




Ich hoffe ihr fandet meine Erfahrungen mit dem Stillen interessant. Beim nächsten Baby würde ich auf jeden Fall stillen wollen, es ist auf jeden Fall einen Versuch wert!
Mir tat das Trinken an der Brust auch wirklich nicht weh, es hat nur geziept. Nur, wenn der kleine Engel vor Hunger unruhig wurde und an der Brust gerissen hatte, dann tat es sehr weh, dass ich ihn auch ablegen musste.

Habt keine Angst vor dem Stillen, es ist gut für euer Baby und gut für euch. Nur, weil es für mich nicht sein sollte heißt es nicht, dass es bei euch genauso wird.
Wenn es doch nicht klappt- kein Drama! Macht euch deswegen nicht selbst fertig und lasst nicht zu, dass außenstehende Personen euch in dieses private Thema hereinreden wollen. 

3 Kommentare:

  1. Ich konnte leider auch nicht stillen,vielleicht kam das wirklich von Kaiserschnitt, und meine Hebamme sagte immer, Zwillinge hätte man damit eh nicht satt bekommen. LG Romy

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    1. Wer weiß, meine Freundin hatte ebenfalls einen Kaiserschnitt und hat ihr Baby 10 Monate voll gestillt. Sie konnte ihn direkt nach der Operation anlegen und hatte viel Milch.Ich denke, wenn mehrere Umstände zusammentreffen, ist es auch sehr schwierig. Vor allem, dass das Baby im Krankenhaus Flaschen bekam, bevor ich es anlegen durfte- dazu eben der Stress des Kaiserschnittes und das die Milch auf sich warten ließ, ist halt einfach blöd gelaufen.
      Aber die Aussage deiner Hebamme ist schon relativ "hart"... aber glücklicherweise geht es unserem Kindern heute bestens und das ist das wichtigste.

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  2. Wieder ein soo spannender und informativer Blogpost. Vielen Dank dafür. ❤️ Eine Frage habe ich noch: Was hältst du von dieser Ernährungsmethode, wo das Baby nur das isst, was es selber greifen kann? Also keinen Brei usw...

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