Montag, 2. September 2019

Meine Erfahrung zum Kaiserschnitt (Leserwunsch)

In meinem letzten Post wollte ich gerne wissen, was euch am Mama- Alltag, bzw. rund ums Thema Schwangerschaft etc an meinen persönlichen Erfahrungen interessiert.


Romy wollte gerne mehr zu meinen Erfahrungen mit meinem Kaiserschnitt wissen :-)



Zuerst, möchte ich eine Warnung aussprechen.

Falls ihr keine Freunde langer Texte seid, hier die zensierte Kurzfassung: 

Es war kein Notkaiserschnitt, meinem Baby ( mittlerweile Kleinkind) und mir geht es bis heute sehr gut. 
Ich hatte nach dem Kaiserschnitt starke Schmerzen und habe auch bis heute noch leichte Schmerzen an der Narbe und dem Bauch. Auch der Unterbauch ist an einigen Stellen nach wie vor taub.

In dem nun folgenden Bericht schildere ich, was ich während dem Kaiserschnitt gefühlt und gehört habe. Dies kann verstörend wirken oder Angst machen. Ich kann also verstehen, wenn dieser Blogpost nicht für jeden interessant ist.


----------------------Nun also zu meiner Erfahrung des Kaiserschnitts------------------------------



Geplant war eine natürliche Geburt, doch es gab einen Wehenstillstand und die Herztöne meines Babys waren etwas kritisch.
Daher schlug die Frauenärztin einen Kaiserschnitt vor, denn es ging nicht voran. Das Baby war nicht in Gefahr, aber bei kritischen Herztönen ist es sicherer einen Kaiserschnitt zu machen, speziell wenn es einen Wehenstillstand gibt sagte mir die Ärztin. Und ich würde wahrscheinlich das Baby auf natürlichem Weg nicht zur Welt bringen können, oder es würde Stunden voller Schmerzen dauern (so ich wieder Wehen hätte...), ohne Aussicht auf Erfolg. Naja.

Es war kein Notkaiserschnitt, es war ein ungeplanter Wunschkaiserschnitt (wobei schon nachdrücklich dazu geraten wurde).


Wie lief mein (Wunsch-) Kaiserschnitt ab?

Noch im Kreißsaal bekam ich einen Katheter gelegt, ich wurde umgezogen, und habe mich auf den hohen und kalten OP- Tisch gelegt, im OP Saal selbst waren Krankenschwestern, der Anästhesist und zwei Chirurginnen.
Wie man es aus dem Fernsehen kennt, wurde mir ein Tuch über dem Bauch gespannt als Sichtschutz.

Die Leute waren alle sehr entspannt, dies beruhigte mich sehr. Wir machten Smalltalk, es wurde nach dem Babynamen gefragt und in welcher Woche ich sei, wie alt etc. Der Anästhesist war selbst auch Vater und erzählte mir von seinem kleinen Spatz :-)

Es war ziemlich hell und kalt im Raum, was ich aber als angenehm empfand, denn im Kreißsaal war es total stickig und heiß. 

Als ich fertig vorbereitet war, kam mein Freund dazu, auch er steril umgezogen und nahm an meiner Kopfseite Platz.

Der Anästhesist hat nach meinem Gewicht gefragt (*hust*) und so die Menge des Schmerzmittels berechnet, die mein Körper braucht damit ich keine Schmerzen spüre.

Die Ärzte geben meinem Freund den Hinweis, nicht über den Sichtschutz zu schauen  :-D


Dann geht es also los, der Bauch wird eingepinselt und es wird gepiekst, ob der Bauch auch wirklich betäubt ist. Dann wird der erste Schnitt gemacht.

Ich spüre wirklich keine Schmerzen während der OP selbst, nur einen kalten Luftzug, ab und an hört man ein feuchtes Schmatzen und Matschen, aber weh tut es nicht. 

Ich unterhalte mich entspannt mit meinem Freund. Dann kommt nach ein paar Minten der Hinweis, dass es gleich Ruckeln wird und es sein kann, dass ich einen Druck verspüre- und so ist es auch, als die Ärztin mein Baby mit einem Rück greift und aus meinem Bauch herauszieht. Und ja, der Ruck und Druck sind definitiv wahrnehmbar :-D

Dies tat ebenfalls nicht weh, fühlte sich aber an wie ein leichter Schlag in den Bauch.

Wir hören ein Röcheln, ein Saugen, ein "Da ist er ja...!" und schon weint mein Baby. Er wird uns direkt gezeigt, er ist schön sauber und ziemlich angenervt und ja, auch etwas blau weil ihm offensichtlich kalt ist.  :-*

Der Kinderarzt bestätigt: die Herztöne sind super, er atmet selbstständig und bewegt sich, also alles tip top.

Mein Freund darf ihn schon halten, dann darf er mit dem Kinderarzt mitgehen und verpasst keine Sekunde in dem noch sehr jungen Leben meines ehemaligen Bauchbewohners.

Ich bleibe aber noch im OP, weil ich zugenäht und umgebettet werden muss. 


Ein Kaiserschnitt ist keine Lapalie, im Gegenteil:

Die Liste der möglichen Komplikationen ist ellenlang und wirklich... dramatisch und schockierend. Oft wird ein Kaiserschnitt in den Medien als angenehm, planbar, bequem und sicher dargestellt. Dass er nicht ungefährlich ist, fällt irgendwie immer unter den Tisch.

Aber wenn die Herztöne des Babys kritisch sind und die Ärzte dazu raten, muss man nicht lange überlegen, ehrlich nicht. Man vertraut ja auch darauf, was ein Arzt einem in so einer Situation sagt.

So,... schmerztechnisch verlief die Nacht durchwachsen. Ich bekam starke Ibuprofen, die halfen ganz gut. Bis die Wirkung nachts nachließ, das war schon echt schmerzhaft.

Als ich mich am Morgen nach dem Kaiserschnitt ausfetzte und aufstehen sollte, sackten mir die Beine weg und mir wurde vor Schmerzen schwarz vor Augen. Es ist ein intensiver, brennender und stechender Schmerz der den gesamten Körper erfüllt.
Aber man muss sich bewegen, damit der Kreislauf in Gang kommt.

Am dritten Tag nach der OP brauchte ich keine Schmerzmittel mehr, die Schmerzen waren erträglich.


Je länger man liegt, desto höher ist die Thrombosegefahr, man muss Stützstrümpfe tragen.

Wie oft man bei jeder Bewegung übrigens die Bauchmuskeln benutzt, wird man nach einem Kaiserschnitt feststellen, denn der gesamte Bauchbereich ist schmerzempfindlich, angeschwollen und wund.


Nun, nach über einem Jahr, kann ich Folgendes zu meinem Kaiserschnitt sagen:

Ja, die Narbe ist noch immer schmerzempfindlich.

Ja, an Hüfthosen ist nicht zu denken, diese scheuern sehr unangenehm an der Narbe.

Zu lange auf einer Seite liegen führt dazu, dass der Bauch an der Narbe zieht.

Wenn ich besonders aktiv bin, mich tagsüber viel bewege dann schmerzt der gesamte Bauch.

Man sieht den Schnitt kaum, die Narbe ist schon fast verblasst.

Der Unterbauch ist stellenweise noch immer taub, dies wird wohl auch so bleiben. 




Danke, dass ihr bis hier gelesen habt, ich hoffe, mein Bericht hat euch einen Einblick in die Gefühlswelt während und nach einem Kaiserschnitt gegeben. Hier und da hätte ich noch plastischer schreiben können, aber wie bereits im ersten Post erwähnt, als ich nach euren Fragen "gefragt" habe:

Es geht mir nicht darum euch Angst zu machen oder besonders zu schockieren. Warum auch? Man sollte einfach wissen, was da auf einen zukommt, also holt viele Informationen ein, sprecht mit eurem Arzt und eurer Hebamme :-)


3 Kommentare:

  1. Danke für diesen ehrlichen und ausführlichen Blogpost. Du bist eine echte Heldin und ich hatte sogar Tränen in den Augen bei dem Punkt, als der Kleine da war. Auch das mit der Zusammenfassung am Anfang finde ich eine gute Idee. ❤️

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  2. Ich hatte auch Kaiserschnitt, aufgrund einer Mehrlingsschwangerschaft. Es war die Hölle - schmerztechnisch. Jedesmal wenn husten musste, dachte ich es reist mir den Unterleib weg. LG Romy

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    1. Das stimmt absolut, ich musste mich bei jedem Husten vorbeugen mit der flachen Hand gegen die Kaiserschnittnarbe gedrückt- dann war es erträglich... hatte das schon verdrängt. Überhaupt, der ganze Bereich fühlt sich direkt nach dem Eingriff an wie ein Minenfeld...

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